Amrum, die kleine Insel mit den langen Wegen

Kniepsand Wittdün
Kniepsand Wittdün

Am 24. April 2025 ging es für ein paar Tage nach Amrum. Ich war ja schon letztes Jahr dort, hatte aber das Gefühl, da ist fotografisch noch mehr drin. Und so war ich ein Jahr später mit einer befreundeten Fotografin aus Hamburg nochmal Richtung Amrum unterwegs. Nach einer Fährüberfahrt ab Dagebüll mit Zwischenstop auf Föhr kamen wir nachmittags - mein Auto war natürlich dabei - auf der idyllischen kleinen Insel in der nordfriesischen Nachbarschaft an. Es war übrigens der erste Ausflug meines neuen RF 14-35 f4.0, nachdem ich das alte im März auf Madeira geschrottet habe.

 

Nach dem Check-in im Hotel Anka in Norddorf und einer Stärkung beim Italiener fuhren wir zum Sonnenuntergang an den Kniepsand von Wittdün. Die Weite der Dünenlandschaft, die vielen kleinen Vordünen und die teilweise völlig unberührten Sandstrukturen dort sind einfach faszinierend. Das Licht spielte auch mit und zauberte herrliche Pastelltöne an den Himmel, Fotografenherz, was willst du mehr?

Leuchtturm Amrum
Leuchtturm Amrum

Am nächsten Morgen meldete der Wecker sich sehr früh, schließlich wollten wir vor Sonnenaufgang bereits am Leuchtturm sein. Die Wege sind generell weit auf Amrum, da es immer die ausladende Dünenlandschaft zu durchqueren gilt. Der Himmel war uns wieder hold, genug Wolken waren am Start, so dass wir ein wunderbares erstes Licht erlebten. Danach konnten wir ausgiebig und in aller Ruhe das gute Frühstück im Hotel genießen.

 

Mittags zog es uns nach Steenodde, wo alte, halb verrottete Stege darauf warteten, abgelichtet zu werden. Zum Glück war es noch halbwegs bewölkt, so dass wir nicht gegen die direkte Sonne fotografieren mussten. Und so ein Steg macht sich natürlich nur bei Hochwasser gut, das leider mitten am Tag und nicht in den lichttechnisch günstigen Morgen- oder Abendstunden lag. Das hätten wir bei unserer Reiseplanung beachten sollen, aber man muss es dann nehmen, wie es ist. Frei nach der alten Fotografenregel "Irgendwas ist immer".

Strand in Norddorf
Strand in Norddorf

Nachdem wir am Nachmittag den Kniephaken bei Wittdün auf der sogenannten Wandelbahn - eine Art Promenade am südlichen Rand des Ortes - angesehen hatten, ließen wir es uns abends im Restaurant Muschelsucher in Norddorf gut gehen, wo wir wirklich fantastisch gegessen haben.

 

Damit war der Tag natürlich nicht zu Ende, sondern es ging noch einmal mit Fotogepäck los. Wir wollten schauen, wie das Wasser in Steenodde steht, aber das Niedrigwasser war schon zu weit fortgeschritten. Modder unter den Stegen ließ uns gleich wieder die Flucht ergreifen. Plan B war der Strand von Norddorf, der auch mit einem kurzen Steg, wenn auch über dem Sandstrand, aufwartet. Auch an diesem Abend war das Licht auf unserer Seite und wir konnten wieder wunderschöne Farben nach Sonnenuntergang genießen.

Leit- und Quermarkenfeuer Norddorf
Leit- und Quermarkenfeuer Norddorf

Und wieder hieß es früh aufstehen, um 5.00 h war Abfahrt am Hotel. Unser Ziel war das Quermarkenfeuer Norddorf. Der Weg über den Strand dauert seine Zeit, aber zum Sonnenaufgang um 6.00 h standen unsere Stative an Ort und Stelle. Es ist nicht ganz einfach, hier geeignete Perspektiven zu finden, zumal das Quermarkenfeuer ein Zwerg ist, der kaum über die Dünen schaut.

 

Zum wohlverdienten Frühstück hatten wir die ersten 10.000 Schritte des Tages bereits hinter uns, so dass wir es danach gemütlich angingen. Nach einem Spaziergang zum Strand von Norddorf kehrten wir am Nachmittag in das Café Schult ein - ein Muss in Norddorf mit unfassbar guten Kuchen und Torten. 

Himmelsleiter Norddorf
Himmelsleiter Norddorf

Entsprechend fiel das Abendessen im Fischimbiss etwas spartanischer aus und es stand ja auch noch ein weiterer Fotospot an: wir wollten zur Himmelsleiter, die über Bohlenwege in den Dünen zu erreichen ist und - der Name ist Programm - quasi auf direktem Wege in den Himmel führt. Die Wahrheit ist: auf der anderen Seite der Düne gibt es eine steile Treppe hinunter zum Strand.

 

Es war der kälteste Abend unseres Aufenthalts auf Amrum, denn der Frühling ist im April in Nordfriesland noch nicht wirklich angekommen, aber das Warten und Frieren hat sich gelohnt. Abermals entwickelten sich die Himmelsfarben nach Sonnenuntergang sehr sehenswert. Nach dem Rückweg standen an diesem Tag 15 km auf dem Schrittzähler, damit reichte es dann auch, unser Soll war erfüllt.

Leit- und Quermarkenfeuer Norddorf
Leit- und Quermarkenfeuer Norddorf

Natürlich riss uns der Wecker wieder sehr früh aus dem Schlaf, zum Sonnenaufgang wollten wir am Kniepsand von Wittdün sein. Leider zeigte sich keine einzige Wolke am Himmel und die Motivfindung gestaltete sich trotz unberührter Vordünen und flachen Lichts, das die Landschaft schön modelliert, schwierig.

 

Nachmittags fuhren wir mit dem Bus nach Nebel, schauten uns den hübschen Ort mit seinen reetgedeckten Friesenhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert an und ließen es uns bei einem Eisbecher gut gehen. Zurück spazierten wir an der Wattseite entlang nach Norddorf, begleitet nur von der vielfältigen Vogelwelt auf Amrum von Gänsen mit ihren Küken über Sabelschnäbler, Kiebitze, Rotschenkel, Fasane bis zu Austernfischern.

 

Unser Plan, im Strandrestaurant Norddorf einen Imbiss zu uns zu nehmen, ging nicht auf, weil - Samstag am frühen Abend! - bereits geschlossen war. Also schnell noch einmal zum Italiener und dann erneut zum Quermarkenfeuer, weil wir dort bei unserem ersten Besuch auch wunderschöne Dünen entdeckt hatten, denen wir uns nochmal widmen wollten. Dieses Mal gingen wir nicht über den Strand, sondern erst über die Bohlenwege zur Himmelsleiter und dann zwischen Dünen und Vordünen weiter zum Spot. Der Weg war zwar nicht kürzer, aber tatsächlich schneller und besser zu laufen. Als das letzte Sonnenlicht des Tages auf das Quermarkenfeuer fiel, traten wir unseren Rückweg an. Schlussendlich brachten wir es an diesem Tag auf über 16 Kilometer und 27.864 Schritte, die Wege auf Amrum sind eben weit.

Dünenlandschaft am Quermarkenfeuer
Dünenlandschaft am Quermarkenfeuer

Am letzten Tag war wieder keine Wolke angesagt, so dass dieser Sonnenaufgang ohne uns stattfand. Wir frühstückten etwas später, spazierten noch kurz durch Wittdün und die Wandelbahn entlang, um uns dann rechtzeitig vor der Verladung am Fähranleger einzufinden.

 

Wenn man die langen Autoreihen sieht, die verladen werden sollen, wundert man sich jedes Mal, dass alle auf die Fähre passen, aber es klappt. Wir hatten zum Glück eine Direktverbindung ohne Umweg über Föhr, so dass wir 1,5 Stunden nach Abfahrt bereits wieder in Dagebüll waren.

 

Vier Tage auf der kleinen nordfriesischen Insel mit den langen Wegen lagen hinter uns, tagsüber gemütlich und mit ergiebigen Fotosessions in den Morgen- und Abendstunden, viel Spaß hatten wir auch, so dass es ein rundherum gelungener Kurztrip auf die kleine Insel in der Nachbarschaft war.

 

Die Fotos findet ihr in der Galerie unter Schleswig-Holstein -> Amrum.

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